Wie der Schneeball zu seinen Blüten kam

 

Wie der Schneeball zu seinen

            Blüten kam.

 

 

Als einst der liebe Gott die Frühlingsfluren schmückte mit all den Blüten weiß und rot und gelb und wie sie nun all in ihrem schönsten Schmucke prangten, da ging er selbst durch den Frühlingsgarten. Jedem Baume hatte er seinen Schmuck zuerteilt und alle freuten sich über die Blütenpracht mit der sie überschüttet waren. Mitten in dem Blütenflor stand am Wege ein schöner grüner Baum, ohne Blütenzierde. Der liebe Gott ging an ihm vorüber und betrachtete ihn. Da er ohne Neid dastand, überlegte der liebe Gott, welche Farbe, welche Form er den Blüten dieses Baumes zuerteilen sollte, denn nun wollte er ihn auch vor den anderen Bäumen auszeichnen und ihm Blüten geben, wie sie noch kein Baum trug. - So in Gedanken schritt er weiter. Da lenkte ihn etwas ab. Droben spielten die kleinen Engel Federball, so allerliebst, daß die großen Engel zuschauten und der liebe Gott selbst seine Freude an dem Vergnügen der kleinen Engel hatte. Wie sie so lebhaft spielten und all die leichten weißen Bälle durcheinander flogen, sieh da, ein Federball fiel hinab; er sauste durch die Luft immer tiefer zur Erde. An den Zweigen eines Baumes blieb er hangen. Der liebe Gott sah ihn, es war gerade der Baum, mit welchen er sich in Gedanken beschäftigte. Jetzt wußte er, welche Blütenzierde er diesem Baum zuerteilen würde; viele, viele kleine Blüten, dicht aneinander und rund um den Stiel, wie ein Ball, und so hingen sie am nächsten Morgen an den Zweigen.

Die Menschen freuten sich und nannten den Baum wegen seiner runden Blütenbällchen den „Schneeball“.

 

© Maria Bornemann Bigge (Sauerland)

 

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