Ein Frühlingsabend im Gebirge
Vorfrühling - - - knospende Fülle!
Noch ruht das Blättergrün in zarter Hülle;
Ein grüner Hauch nur auf des Baumes Aesten,
Die schon belebt von munteren kleinen Gästen,
Und alles atmet fröhliches Erwachen!
Durch Tales Weiten ziehen Lenzesfreuden!
Am Wiesenhange viele Schäflein weiden.
Und durch die Luft ein Schmettern und ein Singen,
Der volle Drosselton, das Flöten und das Klingen,
-Ein Abendlied, dem goldenen Frühlingstage.
Im Westen flutet Licht - - ein Leuchten aus der
Höh
Auf blauem Grunde rosa Wolken in der Näh,
Die, wie mit goldenen Spangen sind verbunden,
Im Osten finstre Berge troßen, die runden
Köpfe in ein Schwarz getaucht.
So maßlos schön des Frühlings - Abendfülle
Dann schwindet alles Licht, im Walde wird es stille
Und durch das Tal schallt einer Glocke Klingen,
So klar und hell hin zu den höhen dringen
Dann Grau in Grau verlöscht des Tages letztes Licht.
Mit leichtem Flügelschlag senkt sich die Nacht!
Und dunkle Schatten ziehen eng und enger; - - sacht
Huscht es im Gezweig, es reget sich im Mose;
Das nahe schwindet - - und dem Auge öffnet sich,
das uferlose
Meer der Träume!
© Maria Bornemann Bigge (Sauerland)